Konflikte treten manchmal schleichend auf, nicht selten aber kommen sie wie der Blitz aus heiterem Himmel – dann in Form eines anwaltlichen Schreibens und mit vielen Verweisen auf Paragrafen und Verstöße, auf irgendwelche vertraglichen Nichterfüllungen oder Regressansprüche. Muss es so weit kommen, oder gibt es Möglichkeiten, sozusagen „präventiv“ dafür zu sorgen, dass Rechtsstreitigkeiten auf ein Minimum reduziert werden?
Das neue Gesetz aus dem Sommer 2012, das die Einschaltung eines Mediators zwingend vorschreibt – und zwar vor dem Gang zum Gericht – war überfällig, weiß man doch um die Überlastung der Gerichte und die Länge von Verfahren – nicht selten über viele Jahre hinweg. Ein guter Mediator arbeitet nicht nur verschwiegen, sondern in erster Linie natürlich neutral. Er versucht, eine einvernehmliche Lösung zu erreichen und auch dafür zu sorgen, dass sich die streitenden Parteien nach dem Prozess der Mediation (wieder) verstehen und miteinander arbeiten oder Geschäfte machen. Bei den vielen Fällen, die gerade im Mittelstand in den letzten Monaten aufgetreten sind, vermutet und findet Oliver Dittmann, ein erfahrener Mediator aus Mittelfranken, Verträge und Vereinbarungen als „Ursache“ des später auftretenden oder eskalierenden Streits. Manchmal sind es einfache, unüberlegte Formulierungen, die von den Parteien unterschiedlich aufgenommen oder bewertet werden. Nicht selten sind es Vertragsinhalte, die einen gewissen Sprengstoff beinhalten, der zwangsläufig irgendwann einmal zur „Explosion“ führen muss. „Würde man sich bei der Form und dem Inhalt von Verträgen mehr Mühe geben und rechtssicher formulieren, käme es zu weit weniger Streitfällen“, sagt der Experte, der im Verlauf einer Mediation schnell erkennt, wo der „Hund begraben“ liegt.
In seinen Seminaren bei Kammern und Verbänden verweist der Fachmann immer wieder auf die Komplexität von Vertragswerken – gerade auch bei internationalen Geschäftsverbindungen. Sind diese Schriftstücke lückenhaft oder lassen zu viel Spielraum für Interpretationen zu, ist ein Konflikt nicht selten vorprogrammiert. Müssen dann Anwälte und am Ende ein Gericht für Klarheit sorgen, kostet das viel Zeit und Geld, aber auch Nerven und Ansehen bei Kunden und anderen Geschäftspartnern. Und wie ein Rechtsstreit ausgeht, ist beileibe auch nicht immer absehbar – dank eines subjektiven Rechtsempfindens.
Oliver Dittmann absolvierte ein wirtschaftsrechtliches Studium an der Hochschule Pforzheim und arbeitete in einer renommierten Anwaltskanzlei in Schottland. Eine lange Berufs- und Führungserfahrung im internationalen Maschinen- und Anlagenbau ist heute die Basis für seine Selbständigkeit. Sein Schwerpunkt liegt in der Beratung, aber auch in der Wissensvermittlung in Form von Vorträgen und Workshops bevorzugt im Umfeld des Maschinen- und Anlagenbaus. Themen sind unter anderem Verhandlungsführung und Vertragsmanagement.